Interkiezionale Analyse des 16. und 17.06. Solidarität mit der Rigaer94!

Vor fast einem Monat beschlossen wir als Bewegung*, defensive Strategien zu überwinden und unsere Offensivität zu stärken. Als Ergebnis längerer Diskussionen, und es soll angemerkt sein dass diese Diskussionen nur mit anhaltender Organisierung zu Ergebnissen führen, begannen Strukturen mit der Umsetzung einer neuen Strategie gegen Zwangsräumungen und der Fokussierung auf die Zerstörung der „roten Zone“ und gründeten ihre eigene Zone im Nordkiez. Eine Zone, die dieses Mal auf Selbstorganisation und Solidarität basierte. Sie schafften es, die Passivität der „rote Zone“ zu „dekonstruieren“ und schufen kollektive Momente und Erfahrungen.

Nach einem erfolgreichen Mittwoch und einem Kampf auf der Straße, verteidigten die Leute das Haus R94 während der Invasion durch die Bullen, am 17. Juni. Die Menschen kämpften an diesem Tag für Selbstorganisierung und Selbstbestimmung, gegen Privateigentum, Unterdrückung und Ausbeutung, gegen die Stadt der Reichen.

Am gleichen Tag, am Donnerstagabend, fand die von der Interkiezionale organisierte Demo statt. 2000 Menschen versammelten sich in festlicher Atmosphäre und demonstrierten vom Südkiez bis zum Dorfplatz, wo die Rigaer Str. zurückerobert wurde.

Diesmal entschieden wir uns, zu einer Demo aufzurufen, die versuchen sollte, das potentiell belagerte Projekt zu erreichen. Bei der Entscheidung, das bedrohte Projekt zu erreichen, ging es diesmal vor allem darum, unsere Freunde und Genossen zu stärken, die vielleicht im Haus gefangen waren. Aber die Realität übertraf unsere Erwartungen und die Demo konnte ein offenes Haus erreichen und vor dem Projekt abhängen, um den Widerstand unserer Leute und den Rückzug der Bullen, des sogenannten Vermieters und der Hausverwaltung zu feiern. Trotz der verschiedenen Stopps am Anfang, die den dynamischen Start verhinderten, war die Demo zuversichtlich und ermächtigend. Im Südkiez griffen die Menschen die Zivten vom PMS an, was zeigte, dass die vorangegangenen Tage uns Kraft und Stärke gaben, uns motivierten und inspirierten. Als wir das Projekt erreichten, war die Stimmung noch besser. Auf den Dächern, an den Fenstern und vor der Tür standen Menschen aus dem Haus, die die Solidaritätsdemo begrüßten und sich an der anschließenden fröhlichen Kundgebung auf dem Dorfplatz beteiligten. Die hohe Beteiligung an der Demo, aber auch die zahlreichen Solidaritätsaktionen und -bekundungen zeigten, dass sich die Menschen nicht, wie von der Presse behauptet, von radikalen Kämpfen distanzieren, sondern sie aktiv unterstützen, in ihnen Lösungen für unsere Alltagsprobleme und Werkzeuge zum Widerstand gegen die Unterdrückung und Ausbeutung, die wir erleben, erkennen. Offen lassen würden wir die Frage inwiefern die Demo dazu beigetragen hat, dass die Bullen ihren eigentlich für zwei Tage geplanten Einsatz bereits nach dem ersten Tag abgebrochen haben.

Leider war unser Gesa-Support wieder einmal nicht so gut strukturiert, da es an Kapazitäten mangelte. Wir arbeiten an unseren Defiziten und bereiten uns auf die kommenden Räumungsversuche vor.

Als Interkiezionale wurden wir durch die Aktionen unserer Genoss*Innen in der Rigaer Str. bestärkt und motiviert. Apropos kollektive Momente: der Kampf um Rigaer94 hat es geschafft, Menschen zusammenzubringen, Beziehungen zu schaffen, eine Perspektive für unseren Kampf zu geben. Diese Tage haben uns gezeigt, wie wichtig unsere Netzwerke und Infostrukturen sind, wie notwendig einzelne Initiativen sind – wie der spontane Aufruf zur Demonstration am 16. Mai -, wie notwendig jeder Einzelne ist und wie wichtig letztendlich die Solidarität ist. Der Kampf wurde von den Menschen im Haus, den Menschen auf der Straße, all den Menschen, die an Kundgebungen, Demos, Aktionen teilnehmen, geführt. Die Menschen, die während der Angriffe gejubelt haben, die Solidaritätstexte hochgeladen haben, die Demos angemeldet haben. All diese Menschen sind Teil unserer Bewegung, einer Bewegung, die auf gegenseitiger Hilfe und Solidarität beruht, einer Bewegung, die gegen Zwangsräumungen kämpfen kann, die gegen die Stadt der Reichen kämpfen kann. Und wenn wir entschlossen zusammen arbeiten und kämpfen, können wir die Pläne der Bullen und Vermieter zerstören oder zumindest ein Hindernis schaffen, wie es am 17. Juni geschah, als der sogenannte Eigentümer und die Hausverwaltung erfolglos versuchten, die Leute im Haus zu verklagen und dabei völlig versagten, die Kontrolle über die Räume zu übernehmen. Allen Beteiligten war bewusst dass es hier nie um Brandschutz ging, schließlich wurde dieser bereits zweimal ohne nennenswerte Mängel geprüft. Vielmehr kommunizierte Hausverwalter Luschnat offen seine Pläne das Haus für unbewohnbar erklären zu lassen. Diese Haltung weckte bei den Bullen der unteren und mittleren Ränge eine Erwartungshaltung endlich ihre Träume verwirklicht zu sehen. Durch diesen Druck ließ sich Innensenator Geisel in eine Situation drängen in der er nurnoch verlieren konnte. Entweder er verlässt seinen vermeintlich legalistischen Kurs und zieht eine illegale Räumung durch, angesichts der Aufmerksamkeit auf dem Kampf in diesen Tagen des Wahlkampfs eine zweifelhafte Idee. Oder er verheizt seine Schläger in einer sinnlosen Eskalation für eine Brandschutzprüfung für die er auch den alten Bericht von Schmidt hätte kopieren können.

Von nun an liegt es in unseren Händen, diese Strategie zu verbreiten und mehr Leute und mehr Kämpfe in sie einzubeziehen. Indem wir uns darauf konzentrieren, urbane Kämpfe zu verbinden, sollte es unser Ziel sein, als Bewegung größer zu werden und mehr Kämpfe und Themen in unsere Alltagspolitik zu integrieren.

Der Strategie der Tag-X Demo folgend, Motivation, Hoffnung und Optimismus zu gewinnen, stellen die 2 Tage in der Rigaerstr. ein Beispiel für Widerstand, Solidarität, Offensivität dar, ein Moment, der unsere zukünftigen Pläne und Strategien begleiten wird, ein Moment, in dem die Szene zu einer Bewegung wurde.

Der Kampf geht immer noch weiter! Solidarität mit allen bedrohten Projekten!

Interkiezionale-Bündnis

P.S: Da im Reallife diskutieren doch am schönsten ist veranstalten wir eine VV am 25.07. im Mehringhof: Aufruf


*In diesen zwei Tagen arbeiteten Menschen, Gruppen und Strukturen zusammen in Richtung einer Bewegung. Das Reflektieren und das Wollen der Menschen war so ermächtigend, dass wir es für uns als Bewegung bezeichnen würden!

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